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Know-How

Fotografische Verschlüsse

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Die Ära des Copal-Verschlusses neigt sich ihrem Ende zu. Auch wenn er noch für eine gewisse Zeit erhältlich ist, haben wir deshalb einen historischen Abriss über die Geschichte der Fotoverschlüsse geschrieben und zeigen die verfügbaren Alternativen mit einem kurzen Ausblick auf die Zukunft.

März 11, 2019
Fotografische Verschlüsse
Fotografisches Know-How

Der Verschluss begrenzt die Belichtungszeit des Films oder des Sensors, d. h. die Zeit, die für die Belichtung des Bildfensters oder des Sensors zur Aufnahme eines Bildes zur Verfügung steht. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Blattverschlüssen und Schlitzverschlüssen und bei Digitalkameras den elektronischen Verschluss, der ohne mechanisch bewegte Teile auskommt. Für CMOS-Sensoren gibt es auch Hybridlösungen. Die Belichtung des Sensors wird mit dem geöffneten Verschluss begonnen und die Belichtung des Sensors mit dem zweiten Verschlussvorhang beendet.

Bei den ersten Kameras, deren lichtempfindliche Schicht eine längere Belichtungszeit erforderte, genügte oft die Objektiv Kappe, um die Belichtungszeit durch Abnehmen und Wiederaufsetzen zu steuern. Mit zunehmender Empfindlichkeit der Aufnahmematerialien wurden die ersten mechanischen Verschlüsse eingesetzt. In der Digitalfotografie ist eine Dunkelphase erforderlich, um den Sensor auszulesen und eine Rauschreferenz zu schaffen.


Begriffe und Kategorien für ein besseres Verständnis

- Mechanische Blattverschlüsse (Copal 0/1/3)
- Elektromagnetische Blattverschlüsse (Sinar/Leica eShutter 125 [end-of-live], eShutter 250 [end-of-live], H-Objektive, bestimmte Phase One Objektive)
- Elektronische Verschlüsse (sensorbasierter Rolling Shutter, wie derzeit in IQ3 100/Trichromatic und Hasselblad CFV II 50C und H6D Rückteilen [eingeschränkt] verfügbar; Blitzlicht nicht möglich)
- Global Shutter (sensorbasierte "Global Shutter" sind derzeit noch nicht für Großformatsensoren verfügbar, Blitzlicht nicht möglich)

Von links nach rechts: Copal 0, ALPA HR Alpagon 4.0/32 mm mit Sinar/Rodenstock eShutter 250 (ausgemustert, ohne Steuerbox), ALPA 12 FPS mit Focal Plane Shutter, Phase One IQ 3 100 mit elektronischem (Roll-)Verschluss über Sensor

Rodenstock/ALPA HR Alpagon 5,6/90mm im X-Verschluss

Zentralverschluss

Eine Lamellenblende besteht aus mehreren Lamellen und ist in Form und Aufbau einer Blende ähnlich. Im Gegensatz zu den üblichen Blendensystemen kann der Lamellenverschluss jedoch vollständig geschlossen werden. Als Material für die Lamellen wird klassischerweise dünn gewalzter Stahl verwendet. Seit einigen Jahren werden auch Carbon-Lamellen verwendet. In einigen Fällen werden auch hybride Materialmischungen verwendet. Diese haben sich besonders bei hohen Geschwindigkeiten für kurze Belichtungszeiten bewährt. Die meisten Lamellenverschlüsse werden als sogenannte Zwischenverschlüsse Objektiv eingesetzt. Der Shutter wird an der Stelle im Objektiv installiert, an der der Strahlengang am stärksten konzentriert ist. Dort erfordert die erforderliche Apertur den jeweils kleinsten Durchmesser. Je kleiner dieser Durchmesser ist, desto kürzer ist der Weg, den die Verschlusslamellen beim Öffnen und Schließen zurücklegen müssen. Mit den kleineren Verschlusslamellen kann die bewegte Masse kleiner gehalten werden und eine höhere Geschwindigkeit des Verschlusses selbst erreicht werden. Je schneller der Gesamtablauf erreicht werden kann, desto schneller kann die Verschlussgeschwindigkeit realisiert werden.

Ein wichtiger Vorteil der Blattverschlüsse ist ihre kurze Synchronisationszeit. Die Synchronisationszeit ist die schnellste Verschlusszeit, bei der ein Verschluss das gesamte Bildfeld für die Belichtung öffnet. Eine Blitzanlage, die während dieses Zeitfensters ausgelöst wird, ermöglicht eine gleichmäßige Ausleuchtung des gesamten Bildes.

Die Synchronisationszeit aktueller Zentralverschlusssysteme Phase One und Hasselblad erreicht beispielsweise Zeiten von 1/1600 oder 1/2000 Sekunde. Blattverschlüsse werden heute hauptsächlich für Groß- und Mittelformatkamerasysteme im Bereich der bildbasierten Fotografie eingesetzt. Darüber hinaus werden Blattverschlüsse auch in Kompaktkameras wie der Fujifilm X100F eingesetzt. Der Nachteil, in jeder einzelnen Objektiv einen Zentralverschluss als Zwischenverschluss Objektiv einbauen zu müssen, fällt in der Praxis nicht ins Gewicht, da die Objektiv nicht verändert werden kann. Die kürzeste synchrone Verschlusszeit bei der X100F beträgt 1/4000 Sekunde.

COPAL-Spezifikation
Handbuch, siehe Link Panel
Alle Angaben ohne Gewähr.

Wichtige Pflegehinweise für Copal-Verschlüsse
- Zeiten nur im entspannten Zustand einstellen und niemals, wenn der Verschluss bereits gespannt ist (Verschleiß, Beschädigung der Hemmung möglich).
- Es können nur volle Zeitschritte eingestellt werden; niemals versuchen, Zwischenzeiten (z.B. 1/45 Sekunde) einzustellen.
- Heutige Hochleistungsoptiken sind NICHT dafür ausgelegt, Verschlüsse frei zu wechseln und vordere und hintere Objektiv Elemente ein- und auszuschrauben.

Wer stellt Klappläden her?

Mechanische Zentralverschlüsse wurden in Europa von Deckel/Compur/Prontor und bis in die 1990er Jahre von Gitzo in Frankreich hergestellt. In Japan waren Nidec Copal und Seiko/Seikosha die wichtigsten Hersteller von Klappläden. Der letzte unabhängige Hersteller von rein mechanischen Zentralverschlüsse war Nidec Copal. Die Produktion von klassischen mechanischen Klappläden wurde inzwischen eingestellt. Eine Übernahme der Produktion durch Dritte scheiterte an der Beschaffenheit der Werkzeuge. Mechanische Klappläden werden nicht mehr produziert. Restbestände sind jedoch noch für einige Zeit verfügbar.

Die heute in Objektiven für Mittelformatkameras eingebauten Blattverschlüsse stammen aus exklusiven Produktionen für die jeweiligen Hersteller. Sinar produziert den eShutter mit einer kürzesten Verschlusszeit von 1/125 Sekunde und den eShutter 250 mit einer schnellsten Verschlusszeit von 1/250 Sekunde, die auch von Rodenstock unter eigenem Namen in Rodenstock-Objektiven verwendet werden. Sinar bietet für den elektromagnetischen eShutter die Steuereinheit eControl an, mit der der eShutter überall und ohne Computer eingesetzt werden kann. Dies erleichtert den Einsatz ausserhalb des Studios. Der Sinar eControl ist der Nachfolger des eShutter Control, der 2012 eingeführt wurde. Die Stromversorgung erfolgt über einen wiederaufladbaren und austauschbaren Lithium-Ionen-Akku. Im Gegensatz zum Verschluss kann die Steuereinheit einfach zwischen verschiedenen Objektiven ausgetauscht werden. Das jeweilige Objektiv wird vom eControl automatisch erkannt und auf dem Display angezeigt. Die gewünschte Blende und Belichtungszeit kann über ein Multifunktionsrad durch Drehen und Klicken eingestellt werden.

ALPA hat 2018 mit der Veröffentlichung desSILEX Mk II eine eigene Lösung eingeführt. Leica Camera, der neue Eigentümer von Sinar Photography, hat beschlossen, den Sinar / Rodenstock eShutter 125 / 250 bis Ende 2019 einzustellen.

 Mitte 2020 führte PhaseOne den X-Shutter zusammen mit der PhaseOne XT-Kamera ein. Der Verschluss entstand aus der industriellen Leistung und Präzision des Phase One Reliance Shutter (Phase One Industrial division) und wurde für die Bedürfnisse professioneller Fotografen modifiziert. Der X-Shutter wurde für die Phase One IQ4 Digitalrückteile entwickelt und ist in die Objektive des Phase One XT-Kamerasystems integriert.

Ab Sommer 2021 bietet ALPA die Rodenstock/ALPA Alpagon Objektive in X-Shutter an.

Blende in der Schärfeebene

Eine technische Alternative zum Blattverschluss ist der sogenannte Schlitzverschluss. Er ist nicht in der Objektiv, sondern in der Kamera und damit hinter der Objektiv eingebaut. Dies war der Grund für seine Popularität mit dem Aufkommen von Kamerasystemen mit Wechselobjektiven. Die ersten Schlitzverschlüsse waren sogenannte Tuchverschlüsse, wie sie auch heute noch in analogen Leica M-Kameras verwendet werden. Dabei wird ein Textilrollo, das aus zwei sich schließenden Vorhängen besteht, horizontal bewegt. Die Synchronisationszeit ist auch in diesem Fall genau die Zeit, in der der Verschluss vollständig geöffnet ist. Bei kürzeren Verschlusszeiten wird jeweils nur ein Spalt zwischen den beiden Vorhängen freigegeben ("Abtastspalt"). Bei neueren Schlitzverschlüssen wurde das Gewebe durch dünne Metallfolien ersetzt. Später wurden Metalllamellen anstelle von Rollos verwendet.

Bei den heute überwiegend verwendeten Metall-Lamellenschlitzverschlüssen und ihrem geringeren Platzbedarf änderte sich die Strömungsrichtung der Verschlusselemente von horizontal auf vertikal. Dadurch verkürzte sich auch der von den Verschlussvorhängen zurückzulegende Weg für die meist rechtwinkligen Bildformate. Seiko gibt 1/8.000 Sekunde als kürzeste Verschlusszeit für seine Kleinbildverschlüsse an. Die kürzeren Abstände ermöglichten es auch, die Synchronisationszeit zu verkürzen. Bei Kameras im Kleinbildformat sind heute standardmäßig Synchronisationszeiten von 1/320 Sekunde möglich.

Bei Mittelformatkameras mit ihren deutlich größeren Bildfenstern sind die von den Verschlussblenden zurückzulegenden Strecken und die zu beschleunigenden Massen deutlich größer. Daraus resultieren deutlich längere Synchronisationszeiten für Schlitzverschlüsse im Vergleich zu Zentralverschlüssen. Da sich dies bei Großformatkameras noch stärker auswirken würde, werden Schlitzverschlüsse dort aus diesem Grund nicht eingesetzt.

Änderungen der Anforderungen an einen Verschluß

Mit der Ankündigung von CMOS-Sensoren für Mittelformatkameras im Januar 2014 (Hasselblad H5D-50c und Phase One IQ250) haben sich auch die Anforderungen an die Verschlüsse geändert. Im Gegensatz zu analogen Film- und CCD-Sensoren können CMOS-Sensoren mit offenem Verschluss gestartet werden (Life View). Der Shutter ist hier nur wichtig, um den Lichtstrom zum Sensor zu stoppen, damit der komplette Sensor anschließend ausgelesen werden kann, ohne neue Informationen zu erhalten. Außerdem wird im unbelichteten Zustand die Referenzspannung des Sensors ermittelt, die von den Belichtungsdaten subtrahiert wird, um ein korrektes Bild zu machen.

Die Digitalisierung der Fotografie hat eine weitere Veränderung bei den Verschlüssen gebracht. Konnte man zu analogen Zeiten die vorderen und hinteren Objektiv Elemente eines Objektiv einfach vom Verschluss abschrauben und den Verschluss dann in einem anderen Objektiv verwenden, ist dies heute nicht mehr möglich. Ein Grund dafür ist die mangelnde Gehäusestabilität der Fensterläden aus der analogen Zeit. Heute sind die Verschlüsse optimal auf die jeweiligen Objektive abgestimmt und ein Verschlusswechsel würde zum Verlust der Azimuteinstellung und der richtigen Blendengröße führen.

Elektronischer Verschluß

Die Phase One IQ3 und IQ4, die Hasselblad H6D und X1D, so wie viele andere spiegellose Kameras sind heute mit einem elektronischen Verschluss ausgestattet. Die heute verfügbaren CMOS-Sensoren lesen nicht gleichzeitig über die gesamte Sensorfläche aus. Bei diesen Sensoren kann man sich eine Zeile mit gleichzeitigem Belichtungsbeginn vorstellen, die sich in der Regel Zeile für Zeile über den Sensor bewegt. Bei den heutigen Mittelformatsensoren dauert dies etwa eine halbe Sekunde. Wenn Kamera und Motiv unbeweglich sind, werden auch bei CMOS-Sensoren alle Pixel an der richtigen Stelle belichtet, unabhängig davon, wann sie in der besagten halben Sekunde belichtet wurden. Werden jedoch Bilder von einem sich bewegenden Motiv oder mit einer sich bewegenden Kamera aufgenommen, werden die Objekte an ihrer aktuellen Position angezeigt, wenn die Zeilen nacheinander belichtet werden.

Da die Abbildung zeilenweise erfolgt, hat sich das Objekt bereits so weit von einer Zeile zur nächsten bewegt, dass bei der Zusammenführung aller Zeilen ein Objekt angezeigt wird, das nicht auf einmal als Ganzes abgebildet wurde. Da das Bild zeilenweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen wird, kann eine gerade Linie im Motiv gebogen oder verzerrt werden. Die Verwendung von Blitzgeräten ist in der Regel nicht möglich.

©David R. Liu

Der Rolling-Shutter-Effekt ist in der Hand des Tänzers sichtbar. ©David R. Liu

Die Zukunft

Auch wenn künftige Sensoren schneller ausgelesen werden können und es daher möglich ist, dass elektronische Verschlüsse in der Ausführung des Global Shutters auch im Mittelformat verwendet werden können, wird sehr wahrscheinlich weiterhin ein mechanischer Verschluss erforderlich sein. Dieser verhindert, dass der Sensor belichtet wird, wenn dies im Zusammenhang mit einer Aufnahme nicht beabsichtigt ist. Der Verschluss dient dann aber nicht mehr unbedingt der Bildung der Belichtungszeit, sondern übernimmt eine neue Funktion als Schutzelement.

Erstmals veröffentlicht 06.2018, aktualisiert 06.2019 / 09.2021