Gräser, Blätter, Kieselsteine, kleine Äste oder Wasser: Konzentriert auf die Größe eines Soldatengrabes zeigen vierzehn Fotografien detaillierte Bodenaufnahmen von Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Die Serie stellt die Frage, wie die Katastrophe von damals heute dargestellt werden kann.
Neben den heute noch bekannten Schlachtfeldern wie Verdun in Frankreich oder Flandern in Belgien umfasst die Reihe auch vom Vergessen bedrohte Kriegsschauplätze wie Tannenberg an der ehemaligen Ostfront oder Tanga in Tansania. Im Gegensatz zur Natur, die sich das Terrain zurückerobert und alle Spuren auslöscht, ist das Erinnern und Bewahren der Geschichte für den Menschen unerlässlich, auch wenn dies irgendwann nur noch bruchstückhaft und ohne Zeitzeugen möglich ist.
Menschen, die das Grauen dieser Zeit erlebt haben, haben den Ersten Weltkrieg als Martyrium beschrieben. Der Titel "Kreuzweg" und die Anzahl der Fotografien assoziieren das Leiden Christi und bezeichnen auch einen Standpunkt, von dem aus man immer die Wahl hat, welchen Weg man gehen will. So ist die fotografische Arbeit eine Suche nach einer geeigneten Sprache, eine Mahnung und ein Mahnmal zugleich.
Zu den Fotografien gesellt sich die Übersetzung der Bilder in großformatige Wandteppiche. Je mehr sich der Betrachter ihnen nähert, desto mehr löst sich das Gesamtbild in einzelne Fäden auf. Das Zurücktreten ist notwendig, um mit einem distanzierten Blick Details in ein größeres Ganzes einordnen zu können. So braucht auch das Thema des Ersten Weltkriegs, in dem Abertausende von miteinander verwobenen Einzelschicksalen Geschichte schrieben, sowohl Nähe als auch Distanz, um sie aus heutiger Sicht zu erzählen und zu bewahren.