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Ein großer Empfang für Stephans Schenks Bild "Flandern"

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Stephan Schenks Bilderzyklus "Crossroad" zeichnet sich durch eine starke Reduktion aus und ist ein Beweis für die Stärken der Schwarz-Weiß-Fotografie. Kürzlich wurde eines der Bilder zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg an Neuseeland übergeben.

Dezember 11, 2017
Ein großer Empfang für Stephans Schenks Bild "Flandern"
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Die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs sind der Schauplatz von Stephan Schenks Fotokunstprojekt "Crossroad" (oder "Kreuzweg"). Für den 14-teiligen Zyklus reiste der Fotograf an viele Kriegsschauplätze und hielt einen Ausschnitt der Erd- oder Wasseroberfläche fest. Im Jahr 2014, 100 Jahre nach Ausbruch des Krieges, hatte Schenk den Zyklus abgeschlossen. Das Echo auf die Schwarz-Weiß-Bilder war von Anfang an groß. Das facettenreiche Werk, das aus einer Fotoedition, einem Künstlerbuch und großformatigen Wandteppichen besteht, wurde 2014 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur, danach in der Galerie m Bochum, im Dommuseum Hildesheim und 2016 in der Gedenkstätte Mauer im Deutschen Bundestag in Berlin ausgestellt.

Seit Anfang November hängt das Bild "Flandern" aus der Serie dauerhaft im Pukeahu Memorial in Wellington, der nationalen Kriegsgedenkstätte Neuseelands. Das Auswärtige Amt hatte das Kunstwerk gekauft, um es dem neuseeländischen Staat zum Gedenken an die "Katastrophe des 20. Jahrhunderts" zu schenken. Am 6. November übergab eine Delegation unter Leitung des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier das Bild feierlich.

Aufgenommen auf Film mit der ALPA 12 XY und ALPA 12 TC

Die Übergabe ist das letzte Kapitel eines Projekts, das über Jahre hinweg mit großem Aufwand entwickelt worden ist. 2009 reiste Schenk erstmals zu den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs in Frankreich und Belgien, um über die Umsetzung nachzudenken. "Schnell wurde klar, dass ich das Thema nur durch eine starke Reduktion darstellen kann." Er entschied sich für die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie. "Durch die bewusste Manipulation der Belichtung und die Arbeit an einer Kontrastreduktion konnte eine größere Bildschärfe erreicht werden", so Schenk weiter. Als Setup entschied er sich für die Kameras ALPA 12 XY und ALPA 12 TC mit einem Schneider Super Angulon 5,6 / 72 mm und einer Mamiya 6x8 cm Rollfilmkassette. "Auf jedem Schlachtfeld wurde nur eine Aufnahme gemacht, an zwei Stellen musste ich ein zweites Mal durchfahren, um eine bessere Übereinstimmung mit den anderen Motiven zu erreichen."

Die Herausforderung bestand darin, eine Konstellation zu finden, die auch an allen anderen Orten funktioniert, ohne sie vorher gesehen zu haben, und die Ausrüstung so weit zu beschränken, dass die Reisen, vor allem nach Afrika und China, möglich und längere Exkursionen vor Ort zu Fuß einfacher sind. "Und es hat funktioniert, sehr gut sogar, aber allein das mulmige Gefühl, an manchen Orten mit dem schwarzen Tuch über dem Kopf zu stehen und nicht zu wissen, was um einen herum passiert, ist mir heute noch sehr präsent."

Wie kann man sich das Unvorstellbare vorstellen?

Anfang November war Schenk dabei, als eines seiner Bilder im Rahmen der Asien- und Pazifikreise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die Vertreter Neuseelands übergeben wurde. Am Pukeahu Memorial wird es nach seiner endgültigen Aufhängung an die mehr als 18.000 gefallenen neuseeländischen Soldaten erinnern, die während des Ersten Weltkriegs in den Kriegsgebieten gefallen sind.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist das Ausmaß des Krieges kaum noch präsent. Der Künstler sah sich daher bei seiner Arbeit mit grundlegenden Fragen konfrontiert: Wie kann man sich visuell und konzeptionell mit dem Wahnsinn eines hundert Jahre zurückliegenden Krieges auseinandersetzen und wie kann man seine schiere Unvorstellbarkeit visualisieren?

"Die strikte Beschränkung auf vierzehn Orte umfasst nicht nur bekannte militärische Stätten in Nordfrankreich, die Teil unserer Erinnerungskultur sind, sondern auch solche in Ostpreußen, Galizien, der Türkei, Slowenien, aber auch die oft vergessenen Schlachtfelder in Tsingtau (China) oder Tanga (Tansania)", so der Führer des Schweizer Autors und Kurators Beat Stutzer über Schenks Werk. Die Nahsicht auf die Erdoberfläche, fokussiert auf die Größe eines Gräberfeldes, wo nichts anderes zu sehen ist als die Grasnarbe, Pflanzen, ein paar Steine oder auch eine sich leicht bewegende Wasseroberfläche, verengt den Blick auf ein isoliertes Einzelschicksal - wohl wissend, dass "diese wenigen Quadratmeter buchstäblich mit dem Blut von Tausenden von Soldaten getränkt waren", so Schenk.

Reminiszenz an die Passion Jesu

Der Titel "Crossroad" mit den vierzehn Tafeln bezieht sich auf die Passion Jesu, die Via Dolorosa. Im Gegensatz zur christlichen Ikonografie, in der die Passion linear erzählt wird, blendet Schenk bewusst jeden erzählerischen Moment aus - was vor allem der analogen Aufnahmetechnik geschuldet ist. Deshalb spiegeln Schenks Bilder einmal mehr die Tatsache wider, dass Film auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar ist.

Das Bild wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (rechts) an Neuseeland übergeben. Der Künstler Stephan Schenk spricht in der Mitte des Bildes. © Denzel/BPA
Das Bild wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (rechts) an Neuseeland übergeben. Der Künstler Stephan Schenk spricht in der Mitte des Bildes. © Denzel/BPA

Frank-Walter Steinmeier (zweiter von rechts) im Gespräch mit Stephan Schenk (links) und Vertretern der beiden Länder. © Denzel/BPA
Frank-Walter Steinmeier (zweiter von rechts) im Gespräch mit Stephan Schenk (links) und Vertretern der beiden Länder. © Denzel/BPA

Ausstellung in der Gedenkstätte Mauer-Mahnmal in Berlin. © Stephan Schenk

Aufbau mit der ALPA 12 XY für das Bild "Tannenberg". © Stephan Schenk